Für Liebhaber von Polit-Mystik im Allgemeinen und Anhänger der „QAnon“-Bewegung im Besonderen war der 25. Juni 2022 ein historisches Datum. Nach einer Pause von 562 Tagen meldete sich das Orakel „Q“ wieder einmal aus den Tiefen des Internets. Ich erkläre ausdrücklich, dass ich kein „Q-Gläubiger“ bin, aber mir erscheint dieses Ereignis trotzdem als beachtenswert. Meiner Meinung nach ist „Q“ ein genialer Werbetrick von Donald Trump, der mit diesen kryptischen Botschaften eine ungeheure, praktisch kostenlose Aufmerksamkeit gewinnt. „Q-Drops“ spielten im US-amerikanischen Schicksalsjahr 2020 tatsächlich eine nicht zu unterschätzende Rolle und machten „QAnon“ , zumindest im Umfeld der „Querdenker“-Demonstrationen, auch in Deutschland populär. Darüber hinaus folgt das „Q“-Phänomen der Erkenntnis, dass angesichts einer allgemeinen Sinnkrise im Westen das Publikum extrem empfänglich für eine quasi-religiöse Ansprache ist. „Das 21. Jahrhundert wird religiös sein, oder es wird nicht sein“, prophezeite schon in den 1960er Jahren der existentialistische Schriftsteller und französische Kulturminister André Malraux (1901-1976). Wenn man meiner Annahme folgt, dann sollte eine Botschaft aus den neuen „Q-Drops“ zumindest aufhorchen lassen: „Sind Sie bereit, Ihrem Land wieder zu dienen? Erinnern Sie sich an Ihren Eid.“ Damit könnte „Q“/Trump auf die Möglichkeit anspielen, dass das US-Militär den aus Trumps Sicht illegitimen Präsidenten Joe Biden absetzen und Trump noch vor den nächsten Präsidentschaftswahlen von 2024 wieder im Weißen Haus installieren könnte…