Damit hatten einige Schreibtischtäter in Deutschland wohl nicht gerechnet, dass sie in diesem Fall mit ihren sonst so bewährten Spielchen nicht ohne weiteres durchkommen. Die weltberühmte Jerusalem Post richtete einen riesigen Scheinwerfer auf das Geschehen und machte damit klar, dass die Handlungen der deutschen Justiz unter genauer Beobachtung stehen. Die Situation um Pflichtbetreuer und ihren Betreuten in Deutschland ist stellenweise höchst schäbig. Beantragen kann die Betreuung im Prinzip jeder für Dritte, beschlossen ist sie rasch. Schon ist ein voll zurechnungsfähiger Mensch einem Fremden ausgeliefert. Manche Betreuer sind praktischerweise in Personalunion Masseverwalter und haben großes Interesse an der Einweisung. Zu holen gibt es bei Frau Zhvanetskaya vielleicht keine Wertgegenstände, aber ihr gesamtes musikalisches Vermächtnis. In ihrer Heimat ist sie eine Berühmtheit, sie studierte bei ganz Großen wie Schostakowitsch. Eine gewisse Motivlage dürfte auch bei manchen Gutachtern zu finden sein, die entweder eng mit den Unterbringungsanstalten zusammenarbeiten oder dort sogar beschäftigt sind. Hat ein alter Mensch niemanden, der sich um ihn kümmert, kann er auf diese Weise in Deutschland schnell auf Nimmerwiedersehen verschwinden – sein Hab und Gut wird dann offenbar unter den kreisenden Aasgeiern aufgeteilt. Solange man die Unterbringung aufrechterhalten kann, fließen Steuergelder in nennenswerter Höhe und sorgen für weitere Gewinne. Wir wollen nicht unterstellen, dass die Verkettung der Ereignisse bei Frau Zhvanetskaya genau so oder ähnlich ablief. In jedem Fall hatte sie aber im Vergleich zu zehntausenden anderen alten Menschen das Glück, doch nicht so alleine zu sein, wie es den Anschein erweckte. Die begnadete Musikerin hat Freunde, Bewunderer, Schüler – die für sie da sind…
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