Von Politik und breiter Öffentlichkeit unbemerkt, vollzieht sich in Berlin dieser Tage eben jene Überlastung des Gesundheitssystems, die man während Corona zwei Jahre lang fälschlicherweise an die Wand malt und noch immer als Vorwand für die Wiederaufnahme der Beschränkungen ab Herbst nimmt: Die Notambulanzen sind am Limit und können kaum noch Leben retten und Patienten aufnahmen. Der Grund dafür ist allerdings kein Virus, sondern Fachkräftemangel. Vermutlich schert sich die Gesundheitspolitik deswegen nicht weiter darum. Wie der „Tagesspiegel” berichtet, sind etwa ein Viertel der 38 Berliner Rettungsdienste dermaßen überlastet, dass sie sich im Lauf des Tages abmelden, und damit keine oder bestenfalls wenige Patienten aufnehmen. Dies gilt vor allem für Notaufnahmen in den Stadtteilen Mitte, Neukölln und im Nordwesten. Dieser Zustand hält seit Wochen an. Der Grund: Es herrscht akuter Personalmangel, viele Mitarbeiter sind durch Bagatellfälle zermürbt, die auch von niedergelassenen Ärzten behandelt werden könnten, vor allem herrscht eine massive Unterfinanzierung. Letzten Monat verkündete Innensenatorin Iris Spranger (SPD) die Einsetzung einer vierköpfigen Steuerungsgruppe, die „noch einmal jeden Stein“ umdrehe, um die erforderlichen strukturellen Veränderungen des Rettungsdienstes einzuleiten.